publik. Transport.
Und, gleich, wieder eine Wagenladung regennassen Menschenmiefs, prostetvoll dahingerotzt unter lautem Zischen. Auf, auf, hinfort, ihr Leute, eilt, wohin ihr müsst. Aber zuvor: Ein Geschubse, Gedrängle. Der Ellenbogen, dessen karger Besitzer eben noch mundfaul sein Unterschichtleben durch den Bus raunte, rammt meine Rippen. Mein Bein zuckt, will ausfahren - ich stell Dir ein Beinchen, wenn Du mich nochmal schubst! - doch ich werde abgelenkt, im wahrsten Sinn des Wortes, als sich das Nilpferd von gegenüber wabernd auf meinem linken Fuss parkt. Ich beginne zu schwanken, torkle und suche Halt an dem Veltins in der Hand einer jungen Mutter, die mit glasigem Blick apathisch auf dem Notsitz thront, ungerührt vom frustrierten Geschrei des Jüngsten - es sind 6 - der soeben mit kindlichem Ungetüm übt, was er beim Vater allabendlich sieht und die metallene Großfamilienregenschirmspitze mit aggressiver Wucht in meine Milz rammt. Ich werde erst rot, dann bleich, dann laut, aber meine Schmerzen gehen unter im Gedudel drei juveniler Mobilfunkapparate, deren Eigentümer - oder Besitzer? - im Clinch mit sich und der Welt und, yo, mothafacka, den Auswüchsen der Musikindustrie liegen. Verständnisheischend augenklimpere ich mit einer älteren Dame, deren liebenswürdige Lachfalten Hilfe verheißen - "nun tun Sie doch was! Bitte!!" - doch weit gefehlt, schrill wie eine Säge kreischt sie, dies sind die letzten Worte, die mein Trommelfell aufnimmt, bevor die Welt im Stumm(pf)sinn erstarrt, "die Jugend von heute, überhaupt kein..." Quietschend kommt der Bus zum Stehen, doch das höre ich nicht mehr und betrachte fasziniert, im Stummfilm, wie, jetzt, wieder eine Wagenladung regennassen Menschenmiefs protestvoll hinausgekotzt wird, wie jeden Morgen, an meiner Haltestelle, und ich eile fort.

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