Sonntag, 24. Mai 2015
Liebes Tagebuch,
mich verunsichert mal wieder der Nichtkontakt. Es ist, als ob die fehlende Bestätigung durch mangelnde körperliche Nähe mich langsam von innen her auffrisst, als wäre die kurze Umarmung meine Absolution, "es ist okay, dass Du bist, wie Du bist", als wäre Nähe das Ladekabel für einen Akku, der bei fehlendem Kontakt langsam, aber sicher sämtliche Energie verliert.
Angefangen hat das mit seinem großen Gesundheitscheck letzte Woche, ein Tag nach dem fünfundvierzigsten, weil heftige Kopfschmerzen seit Monaten, die er nie zugab, einen Tumorverdacht begründeten, so dass sie ihn zum CT schickten. Horrorvorstellung. Bat ihn, Entwarnung zu geben, so dem so sei. Tat er auch brav. Uff. Merke nur gerade, wie ich an diesem Punkt innerlich schon wieder Lichtjahre weggaloppiert bin, in blinder Flucht, und nun finde ich den Rückweg nicht mehr.

Donnerstag abend sollte ich dann spontan vorbeikommen. Spontan! Ha! Diese alte Diskussion, aber diesmal springe ich nicht. Stattdessen berichtet er dann am Telefon, dass er erstmal AU ist, der Orthopäde hat ihm 3 Wochen verordnet, von welcher er 1 Woche nimmt. Also viiiiel Zeit zum Rumgammeln daheim. Und ich soll springen? Ne. Nie nich.

Freitag dasselbe Spielchen. Abends telefoniert, war so platt von der Woche, dieses spaßige, anregende, recht erfolgreiche Leitungsding schafft mich, laugt mich. Kann gar nicht fassen, dass ich das bin, die das bewerkstelligt, aber es läuft. Trotzdem leergesaugt. Wünschte immer noch eine Umarmung, die den Akku minimal wieder auflädt. Aber die Ansage lautet: "Du weißt, wo Du mich findest. Ich geh' heut nicht mehr aus dem Haus."

Dann halt nicht. Der kann mich grad mal kreuzweise. Weil ich ich kenne und nicht ständig in Erwartung der höchst theoretischen Möglichkeit seiner Kontaktaufnahme auf die Kommunikationsmittel starren möchte, verbanne ich kurzerhand alle Telefone ausgeschaltet in die Schublade und unterbinde den letzten virtuellen Kommunikationskanal, indem ich mein Profil deaktiviere.
Brauche eine Weile, wieder runterzukommen und finde dann doch die Ruhe, die ich brauche, bei und in mir selbst.

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