Gurken
"Und ich kann's nicht mal erklären", resignierte Siri, "ich will nicht, dass Du mir erzählst, wie eine Gurke aussieht, wie teuer sie war, wie fest sie ist und wie sie schmeckt, nein, ich WILL sie, und will sie mit Dir teilen, davon abbeißen und selber schmecken, was Gurke ist. " Otto schaute sie hilflos an. "Aber das kannst Du doch!" "Nein. Die Gurke ist längst vergammelt, wenn Du am Ende bist mit Deinem Bericht." Siri kicherte unwillkürlich. Ottos Gesicht verschloss sich beleidigt. "Du kannst mir soviel erzählen, wie Du willst, es berührt mich nicht, wieviel die Gurke gekostet hat, es berührt mich nicht, wo Du sie gekauft hast, es berührt mich nicht, wieviel sie gekostet hat und welch tolle Figur Du abgegeben hast, als Du sie erstanden hast. Es berührt mich auch nicht, was die Kassiererin Dir gesagt hat und wie Du's ihr gegeben hast, aber so richtig, sie hat's ja verdient, sagst Du, wie kann man nur so blöd sein."
"Was berührt Dich dann?" fragte Otto leise. Siri schwieg einen Moment. "Es berührt mich, über Sinn und Unsinn von Gurken im allgemeinen und besonderen zu spinnen, es berührt mich festzustellen, dass wir alle im Grunde Gurken sind, und es berührt mich zu sehen, welche Gurke in welcher Beziehung zu welcher Gurke steht, es berührt mich, über Gurken zu lachen, zu weinen, Gurken zu Äpfeln zu denken und aus Birnen Gurken zu träumen." "Gurken träumen! Nee, schon klar." Otto prustete los, schüttelte verständnislos den Kopf. "Du spinnst doch." Siri lächelte. "Ja. Tu ich. Aber...nicht mir Dir."

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