Sich mit immer denselben Gedanken um sich selbst drehen, Schwimmflügel anziehen, wenn das Wasser bis zum Hals steigt, aber nicht wissen, wo ich genau jetzt in diesem Moment hingehen kann, wen ich anrufen kann, der mir nicht die Tür vor der Nase zuschlägt.

Was man sich gebaut hat, so ist man gebettet.

"Jetzt lass das, hör endlich auf, Steine in den See zu werfen! Ich will mich spiegeln, denn meine Schönheit ist so unermesslich, dass Du Dich glücklich schätzen darfst, Dich in meiner Nähe aufhalten zu dürfen."

Die Schublade klemmt.

Langsam verstehe ich das System. Spalter, Richter, Sockelgockel in der Ecke, der wild mit den Flügel um sich schlägt und dem es scheißegal scheint, wen er dabei tangiert. Ich bleibe stehen, betäubt vom Gift, das aus seinen Worten sprüht und warte, bis Rauch und Schleier den Abgang machen, bevor ich lächelnd den Raum verlasse, einer Lotusblüte gleich, mit in der Tasche geballter Faust.

Noch nicht. Zu früh. Mich kriegst Du nicht.

Ersatztarget.

Lieber Otto,

ich danke Dir für für die Zeit, welche Umstände mir bescherten, um nochmals absolut klar zu werden über Vor, Zurück, Pause, Panne und absolutem Neuanfang.

Kennst Du das, wenn du den Kopf wendest, weil eine klitzekleine Geste im Raum Deine Aufmerksamkeit erlangte und Du im ersten, zweiten oder vielleicht auch dritten Moment überhaupt nicht weißt, was dich hat aufhorchen lassen. Dann sitzt Du da, mümmelst genüsslich Deine Suppe, und, ha! Da ist es wieder. Dieses Lachen, ein dummer Spruch, und die Runde lacht. Du starrst gebannt in die Runde, und etwas heißes, undefinierbares schwappt durch jedes einzelne Blutgefäß, weil Du nicht glauben kannst, dass sie tatsächlich MIT dir oder über DEINE Sprüche lachen. Du stehst hastig auf, tupfst Dir die Lippen und verschwindest im nächsten sicheren Kabuff, um Gesicht, Farbe, Verfassung, Make-Up zu kontrollieren.
Zurückgelehnt liegen sie da, neun Menschen, nahe Menschen, mehr oder weniger Arm und in Arm. Übliche Grenzen scheinen aufgehoben. Eine Zehntelsekunde schnürt sich Dein Hals zu. Du lächelst, guckst souverän in die Runde, während du fieberhaft nach einem adäquaten, lockeren Spruch gräbst, der Dich aus dieser unmöglichen Situation befreit, in der Du wieder mal nicht weißt, ob Du WIRKLICH dazugehörst. Würdest Dich am liebsten mittenrein werfen, in die Arme der beiden, nein, drei, Lieblingskolleginnen, aber dann - Holland in Not. Geht gar nicht, ich ertrage kaum eine Berührung, ohne zu hinterfragen, im Hinterkopf immer, "das galt bestimmt nicht mir". Kann mir nicht vorstellen, dieses Netzwerk, meine Vorstellung "Es-könnte-irgendwann-mal-wenn-unbedingt-notwendig-passieren" in die Realität umsetzen und dafür mit ewiger Scham leben müssen, weil ich dies alles so völlig missgedeutet und missverstanden habe.

Das wäre mein ultimativer GAU - in so'ner 170705-Situation mit allerallerletzter Kraft anzukommen und dann vom Rand gestoßen werden. Diesmal würde ich nicht mehr aufstehen. Nicht mehr zurückgekommen.

Deine Siri

[SCHEISSE, wisst ihr eigentlich, welche Angst eure Freundschaft - und für diese halte ich sie inzwischen - mir eigentlich macht????] Ich will euch nicht verlieren!!!

WAAAAAA!

(Ich will auch!!!!)

Ich undiszipliniertes Arschloch.

..aber wie dem auch sei, ich geh schlafen, lamentieren bringt eh nix."

Wie recht sie hat. Und dennoch fühlt es ein bisschen an wie ein Schlag mit einem nassen, kalten Lappen mitten ins Gesicht. "Schwammklatschen" nannten wir es früher, es klang positiv, gesund. Lebendig.
Diesmal wieder...dieses alte, kalte, bodenlose und unsichere Gefühl. Walking on spider webs.
Ich wollte gerade um Verzeihung bitten, für all die Scheiße, die ich zwischen November 2002 und September 2003 verbockt habe und deren Auswirkungen auf unsere ehemals, enge, aufrichtige Freundschaft ich bis heute nicht fassen kann. Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein. Vielleicht war es einfach Zeit.

"...na ja....ist nicht nur gut...überhaupt die Frage, was IST gut? Und was ist besser? Gibt es "BESSER" überhaupt?"

"Es wäre halt schön, überhaupt mal wieder jemanden so nahe kennenzulernen, dass man von "kennen lernen" sprechen kann. Mit einem Menschen zu teilen. Mich."

Will das einer? Will ich das? Sie wohl nicht mehr. Vielleicht bin ich ja auch schon viel zu steif, Salzteig, festgeworden, in Dingen, Gedanken, Handlungen und Ereignissen, die waren, gut waren, aber auch schlecht waren, wie halbgefrorener Sand am Meer, der gerade eben noch so vermag, seine Gestalt zu ändern, wenn die Welle hinüber schmirgelt.<

"ah...ja....sowas kommt mit der Zeit...."
Danke. Ich weiß, ich bin ungeduldig, und trotzdem, "da hast Du's deutlich besser. *sfz*"
Kurzes Schweigen. Ich sehe einen Funken, einen alten Funken, zischend fliegen, heiß, innig, intensiv, doch als ich danach greife, ist er längst verglüht.

"...na ja....ist nicht nur gut...überhaupt die Frage, was IST gut? Und was ist besser? Gibt es "BESSER" überhaupt?"

"Was meinst Du damit?" kann ich nicht mehr fragen. Denn "wie dem auch sei, ich geh schlafen, lamentieren bringt eh nix." Ich schüttle den Kopf. Ich würde so so so gerne den Hauch einer Ahnung haben, was in ihr vorgeht. Tausend Ideen, wie es sein könnte, aber not one clue. Lamentieren bringt eh nix - meint sich mich? Oder ist das mein falsches Ohr? Oder doch eher ein: "Halt die Schnauze, ich kann Dein Gelaber nicht mehr hören, hast eh schon mal alles kaputt gemacht. Der war meiner. Du wusstest das." Klar, ich wusste, irgendwas war da, M. hier, M.da, war bei M., M., M., M...., zusammen mit Deinen zahlreichen Beteuerungen und bildhaften Beschreibungen, in denen er nicht immer allzugut wegkam... ich weiß nich. Was war das? War das euers? Ich hab's nicht gesehen. Dass ihr miteinander gut zu Flügeltieren wart, erfuhr ich erst viele viele Wochen später, als Du wiederum wusstest haben müsstest, dass ich drauf und dran war, alles, was mein Leben definierte, über Bord zu schmeißen. Fuck, immer nur ich, ich, ich....so ist es nicht gemeint. Ist wohl auch mit ein Grund.
Ich bin ihr unterwegs verloren gegangen, oder vielleicht hat sie's nichtmal gemerkt. Wenn ich ihr nie so wichtig war wie ich dachte, dass wir es uns wären. Wenn all mein "dahinter gucken" und "Stimmungen verbalisieren" vielleicht nur noch lästig war.
Sie ist nichts mehr von mir. Ich weiß nicht, weshalb, im großen Sack sind ein bis drei Versuche, aus all dem irgendeinen Sinn zu lesen, irgendeine Logik, Ursache-Wirkung, wann ist das alles außer Balance geraten? Bin ich die, die das System nur zufällig gestört hat, und warum gerade ich? War es Zufall, dass binnen 6 Monaten alles den Bach runterging?

Bevor wir einhaken können, starre ich auf orange-weiß wehendes Flatterband, das die Area, die wir früher mal großspurig Freundschaft, besonders vermessen sogar "Seelenfreundschaft" nannten, weiträumig abgesperrt ist.

Frage mich. Was ist da noch zu retten? Und will das überhaupt wer außer mir? Oder Haken dran, ab inne Kiste, Vergangenheit?

In einem Punkt hattest Du recht, Segler: Der Weg zum Top Floor führt nur über alle vorgangene Etagen. Es sei denn, Du hast 'nen Hubschrauber.

Fleisch.

Note to myself: Triggerbar. Immer. Zeitreise. Nicht gut.