blau
Siri senkte den Kopf. "Mir ist neulich aufgegangen, was Du meinstest, als..." Sie stockte. Otto hakte nach. "Als was?" "Als Du gesagt hast, BLAU wäre immer mein blau, wenn Du mir von blau erzähltest." Otto nickte, bevor er bemerkte, dass Siri es nicht sehen konnte, aber er hörte, wie sie wahrnahm, dass er lächelte. "Ja, ich weiß..." seufzte sie in den Hörer. Er unterbrach sie. "Das macht doch nichts. Ich freue mich." Sie schwieg und lächelte ebenfalls. "Magst Du mir noch erzählen?" Er zögerte. "Nein." Siri nickte. "Erzählst Du's ihr?" Er lächelte noch mehr. "Ja. Mach ich." Siri lachte. "Danke." "Mach's gut." Sie legten auf.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Such-ende, achtlos. Nein, bitte nicht.
Geschenkt. Ich Dir einen Blick da hinein, wo Du mich vorsichtig angestubst hast, zaghaft suchend, irgendwie rührend. Magisch, Dein Interesse wie eine heiße Badewanne an einem kalten Winterabend. Gerne doch öffne ich dir die Tür. Lass Dich rein. Biete Dir einen Tee an.
Später. Die Tür geht auf. Zum hundertsten Mal. Immer derselbe Flur, dieselben Tapeten. Freu mich, wieder hier zu sein. Nehme kaum das Bild wahr, das dort an der Wand hängt. Schon hundert Mal gesehen. Das nächste Mal hängst Du es ab. Ich merke es nicht mal.
Geschlossen. Ich klingle. Schaue auf die Uhr. Klingle. Keiner da. Hab' meinen Schlüssel vergessen. Wo bist Du?
Verschenkt. Lieber morgen als heute, weil heute nicht genug Platz für morgen hat und gestern immer noch weniger ist als gar nichts.
Später. Die Tür geht auf. Zum hundertsten Mal. Immer derselbe Flur, dieselben Tapeten. Freu mich, wieder hier zu sein. Nehme kaum das Bild wahr, das dort an der Wand hängt. Schon hundert Mal gesehen. Das nächste Mal hängst Du es ab. Ich merke es nicht mal.
Geschlossen. Ich klingle. Schaue auf die Uhr. Klingle. Keiner da. Hab' meinen Schlüssel vergessen. Wo bist Du?
Verschenkt. Lieber morgen als heute, weil heute nicht genug Platz für morgen hat und gestern immer noch weniger ist als gar nichts.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Bleistiftskizzen
"Er dachte an dies fernen Zeiten, wo sich für ihn ein ganz normales Leben abzeichnete, Kinder, Karriere, Reihenhaus. Dann war diese Lebensskizze einfach verschwunden. Das ging so leicht, dem Verschwinden war so eine fürchterliche Leichtigkeit eigen."
Nimm gefälligst einen Bleistift. Wie sieht denn das aus, durchgestrichen, immer wieder durchgestrichen. Du hast das so oft durchgestrichen, dass keine Sau mehr einen Strich erkennt. Nur noch durchgestrichen. Und neu gemalt. Kannst Dich wohl nicht entscheiden, was? Erst so, dann so, dann doch wieder anders. Durchgestrichen. Wenn Du doch wenigstens einen Bleistift nehmen würdest! Dann radierst Du das einfach aus, was Dir nicht gefällt, und - wie, Du radierst nicht? Wieso denn nicht? Weil dann alles weg ist!?!? Ja, das ist doch Sinn der Sache. Wie, Du magst das nicht, alles weg. Aber wozu brauchst Du das denn noch, wenn Du sowieso immer alles durchstreichst und neu anfängst?
Nimm gefälligst einen Bleistift. Wie sieht denn das aus, durchgestrichen, immer wieder durchgestrichen. Du hast das so oft durchgestrichen, dass keine Sau mehr einen Strich erkennt. Nur noch durchgestrichen. Und neu gemalt. Kannst Dich wohl nicht entscheiden, was? Erst so, dann so, dann doch wieder anders. Durchgestrichen. Wenn Du doch wenigstens einen Bleistift nehmen würdest! Dann radierst Du das einfach aus, was Dir nicht gefällt, und - wie, Du radierst nicht? Wieso denn nicht? Weil dann alles weg ist!?!? Ja, das ist doch Sinn der Sache. Wie, Du magst das nicht, alles weg. Aber wozu brauchst Du das denn noch, wenn Du sowieso immer alles durchstreichst und neu anfängst?
Permalink (2 Kommentare) Kommentieren
Und warum ziehst Du ihn nicht vorher raus?
"Ich glaub, ich hab' mich einfach fransig geliebt!"
"Fransig geliebt?"
"Oder gelebt. Ich weiß nich."
"Wie meinste das denn?"
"So fusselig halt. Wie so'n alter Stofflappen, den Du jedesmal, wenn Du 'ne Tür zuschlägst, aus Versehen im Rahmen einklemmst und dann mit ganz viel Kraft wieder rausziehst, weil die Tür feste ins Schloss gefallen ist, aber der Lappen ja noch drin hängt. Und Du ziehst und ziehst, und am Ende hast du so'nen Fetzen in der Hand, der am einen Ende nur noch aus Fransen besteht."
"Und warum ziehst Du ihn nicht vorher raus? BeVOR Du die Tür zumachst?"
"Weil ich wieder mal vergessen hab', loszulassen!"
"Ach so."
"Is' ja auch nicht weiter schlimm."
"Aber?"
"Aber was, wenn Du dann wieder jemanden triffst und merkst, dass das keine Naht gibt?"
"Wieso soll das denn 'ne Naht geben? Ihr seid doch kein Stück Stoff, das man zusammennähen muss!?!"
"Nee, schon...Du hast ja recht. Aber wenn Du da jemanden an Deiner Seite hast und dann sind da immer diese Fusseln...."
"Ja und? Ich versteh Dich nicht."
"Stell Dir vor, Du hast zwei alte Lappen und versuchst, die möglichst dicht nebeneinander zu legen. So dass sie sich berühren, meinetwegen auch ohne Zusammennähen. Aber Dein Lappen, der fusselt so, dass Du immer genau so weit weg liegst wie der längste Fussel lang ist. Und seiner fusselt genauso, und vielleicht sind da noch längere Fusseln dran."
"Hm. Dann könnt ihr euch quasi den Mund fusselig reden."
"Harhar! Du bist doof!"
"Ich weiß. Aber mal im Ernst: Wo ist denn Dein Problem???"
"Ich hab' einfach Angst. Weißt Du, ich will den, ich will dem auch nah sein, und trotzdem bin ich immer so weit weg, dass ich ihn mit ausgestrecktem Arm gerade noch so erreichen kann."
"Dann rück' doch näher dran."
"Nee. Will ich nicht."
"Warum nicht?"
"Weil ich Angst hab'!"
"Wovor?"
"Weiß nich'."
"Ich glaub', Deine Fusseln sind nur eine Ausrede."
"Ausrede wofür?"
"Weiß ich nich'."
"Hm.
"Lass doch einfach mal los. Lass es laufen, ob mit oder ohne Fusseln. Is' doch scheißegal!"
tbc.
"Fransig geliebt?"
"Oder gelebt. Ich weiß nich."
"Wie meinste das denn?"
"So fusselig halt. Wie so'n alter Stofflappen, den Du jedesmal, wenn Du 'ne Tür zuschlägst, aus Versehen im Rahmen einklemmst und dann mit ganz viel Kraft wieder rausziehst, weil die Tür feste ins Schloss gefallen ist, aber der Lappen ja noch drin hängt. Und Du ziehst und ziehst, und am Ende hast du so'nen Fetzen in der Hand, der am einen Ende nur noch aus Fransen besteht."
"Und warum ziehst Du ihn nicht vorher raus? BeVOR Du die Tür zumachst?"
"Weil ich wieder mal vergessen hab', loszulassen!"
"Ach so."
"Is' ja auch nicht weiter schlimm."
"Aber?"
"Aber was, wenn Du dann wieder jemanden triffst und merkst, dass das keine Naht gibt?"
"Wieso soll das denn 'ne Naht geben? Ihr seid doch kein Stück Stoff, das man zusammennähen muss!?!"
"Nee, schon...Du hast ja recht. Aber wenn Du da jemanden an Deiner Seite hast und dann sind da immer diese Fusseln...."
"Ja und? Ich versteh Dich nicht."
"Stell Dir vor, Du hast zwei alte Lappen und versuchst, die möglichst dicht nebeneinander zu legen. So dass sie sich berühren, meinetwegen auch ohne Zusammennähen. Aber Dein Lappen, der fusselt so, dass Du immer genau so weit weg liegst wie der längste Fussel lang ist. Und seiner fusselt genauso, und vielleicht sind da noch längere Fusseln dran."
"Hm. Dann könnt ihr euch quasi den Mund fusselig reden."
"Harhar! Du bist doof!"
"Ich weiß. Aber mal im Ernst: Wo ist denn Dein Problem???"
"Ich hab' einfach Angst. Weißt Du, ich will den, ich will dem auch nah sein, und trotzdem bin ich immer so weit weg, dass ich ihn mit ausgestrecktem Arm gerade noch so erreichen kann."
"Dann rück' doch näher dran."
"Nee. Will ich nicht."
"Warum nicht?"
"Weil ich Angst hab'!"
"Wovor?"
"Weiß nich'."
"Ich glaub', Deine Fusseln sind nur eine Ausrede."
"Ausrede wofür?"
"Weiß ich nich'."
"Hm.
"Lass doch einfach mal los. Lass es laufen, ob mit oder ohne Fusseln. Is' doch scheißegal!"
tbc.
Permalink (1 Kommentar) Kommentieren